Stefan Kühn: Was sind Seltene Erden und wie werden sie klassifiziert?

Seltene Erden – ein Anlagethema, das die Fantasien von Anlegern beflügelt – was sind Seltene Erden, für was werden sie gebraucht und sind sie ein vielversprechendes Anlagethema?

BildChinas Marktmacht und die große Umweltverschmutzung als Herausforderungen!

„Im Jahr 1992 erkannte ein kleiner chinesischer Mann (allerdings von eminenter politischer Größe) bereits die Bedeutung der Seltenen Erden und erregte mit einer Aussage großes Aufsehen, lag aber mit seiner Prognose völlig richtig!

Der kleine chinesische Mann war Chinas damals starker Mann Deng Xiaoping (er war nur 157 cm groß), der sagte: „Der Nahe Osten hat sein Rohöl, China hat seltene Erden“. Gesagt, getan: China deckt heute schätzungsweise rund 85 Prozent des weltweiten Bedarfs an Seltenen Erden ab (allerdings auch, weil viele andere Länder ihre eigenen Vorkommen nicht ausbeuten). China dominiert also den Weltmarkt fast vollständig und löst damit immer wieder Ängste vor Lieferengpässen bei westlichen Abnehmern aus, die auf Seltene Erden angewiesen sind. Ein Faktor, der bei der Einschätzung der Anlage ,Seltene Erden‘ unbedingt beachtet werden muss!

Hat Deng vorausgesehen, dass die Preisentwicklung, der schwierige Abbau und das weite Feld der heutigen, industriellen Anwendungen für Seltene Erden sprechen?“ fragt sich Stefan Kühn.

Metalle der Seltenen Erden – Klassifizierung und Charakteristika

„Die Metalle der Seltenen Erden umfassen die 17 Elemente mit den futuristisch klingenden Namen Scandium, Yttrium, Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium und Lutetium (Sie werden auch ,Seltenerdmetalle‘ genannt, wir nutzen den Begriff ,Seltene Erden‘!). In den letzten Jahren kamen noch weitere Sondermetalle hinzu, dies aufgrund immer neuer Anwendungen in der Hochtechnologie. Dazu gehören Germanium, Gallium, Rhenium, Indium und Selen.

Die Namensgebung ,Selten Erden‘ stammt aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente. Sie wurden zuerst in sehr geringen Mengen in Mineralien gefunden. Aus diesen Mineralien wurden sie dann in Form von Oxiden isoliert. Von ihrer Beschaffenheit sind Seltene Erden silbrig glänzende Metalle, die in ihrer Konsistenz weich sind und leicht oxidieren und dann eine gelbe oder graue Oxidschicht bilden.

Allerdings sind einige dieser Seltenen Erden auch hochgiftig und stellen damit ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Arbeiter in den Förderstätten dar! Zudem treten Seltene Erden häufig zusammen mit radioaktiven Metallen auf. Beim Abbau wird also gefährliche Strahlung freigesetzt!“ erklärt Stefan Kühn die Charakteristika der Seltenen Erden.

Seltene Erden sind gar nicht so selten! – Im Erdboden häufiger als Blei, aber nicht konzentriert! – Produktionsvolumen 2020

„Bei „Seltenen Erden“ handelt es sich genau genommen weder um ,Erden‘, noch sind sie wirklich selten. Es sind Metalle, die sich recht gleichmäßig in der Erdkruste verteilen. Einige kommen häufiger vor als Blei, allerdings in rund 200 verschiedenen Mineralien. Der Name stammt – wie gesagt – aus ihrer Entdeckungszeit: Gefunden wurden die Metalle in Mineralien, und zwar in Form ihrer Oxide, die früher als ,Erden‘ bezeichnet wurden. Die meisten dieser Elemente wurden im 19. Jahrhundert entdeckt. Viele davon fand man in Mineralien aus einer einzigen Mine: im Bergwerk Ytterby in der Nähe von Stockholm. Nach dem heutigen Wissensstand ist aber klar, dass die meisten der Seltenen Erden gar nicht so selten sind. Das Problem beim Abbau ist aber, dass sie nur an wenigen Orten auf der Erde konzentriert vorkommen. Dies macht ihre Gewinnung aufwendig und teuer. Fast wie beim Bergwerk Ytterby konzentriert, sich auch heute der Abbau dieser Metalle auf ein paar wenige Minen. Diese Mineralien sind also weit verstreut und enthalten die Metalle nur in relativ niedriger Konzentration, was diese dann doch wieder ,selten‘ macht!“ stellt Stefan Kühn fest.

Verwendung der Seltenen Erden – zentral für unsere modernen Technologien!

„Seltene Erden haben einen vielfältigen Einsatz in unseren modernen Technologien: zur Herstellung von Computern, Mobiltelefonen, Glasfaserkabeln oder Flachbildschirmen, sowie für die Brennstoffzellentechnologie, für die Herstellung von Magneten, für Elektromotoren oder für Generatoren von Windturbinen. Seltene Erden werden überdies für Katalysatoren, Metalllegierungen und Batterien oder für die Lampenherstellung verwendet. Der wichtigste Bereich ist die Sicherheits-Technologie, Nuklear-Technologie und vor allem die Rüstungs-Industrie. Hersteller von Raketen, Düsentriebwerken (z.B. für Kampfjets), Steuerungselektronik, Drohnen (unbemannte Flugkörper), Raumfahrzeugen, Satelliten, Hochtechnologiewaffen, aber auch Sprengstoffen benötigen Seltenen Erden.
Auch bei der Abschirmung der Radioaktivität werden die Metalle benötigt. Eine Gesamtliste zu allen Anwendungen der Seltene Erden würde jede Liste sprengen. Durch immer neue Technologie wird der Bedarf an Seltenen Erden weiter erhöht! Fakt ist: Seltene Erden werden zur Herstellung aller wichtigen Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts benötigt

Und: Die Seltenen Erden stehen der Industrie vielfach nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung. Dabei sind sie für viele Schlüsseltechnologien unerlässlich und nicht ersetzbar! Kaum vorstellbar, dass die Welt auf Handys, Windkraftrotoren, Katalysatoren, Flachbildschirme oder Lasergeräte verzichten könnte!

Im Jahr 2020 hat China ca. 140.000 Tonnen Seltene Erden abgebaut. Die Vereinigten Staaten lagen mit einer Leistung von 38.000 Tonnen an zweiter Stelle und Burma mit 30.000 Tonnen an dritter Stelle. Europa ist nicht einmal auf der Liste der Seltene Erden-Produzenten vertreten. Die EU ist in diesem Bereich damit stark abhängig von Importen aus China. Die Volksrepublik hingegen verfügt über sehr große und qualitativ hochwertige Ressourcen an Seltenen Erde. Mit der weiter steigenden Nachfrage nach den Seltenen Erden dürften allerdings immer mehr Länder, z.B. in Afrika, mit dem gezielten Abbau beginnen.

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Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen wie der Autark Beteiligungs AG, Musical & More AG u.a.

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